Der 6. Salon Mondaine im Soho House Symposium „Fashion With Soul“. Die sechste Reihe des Salon Mondaine, ein Diskussions-Raum für Frauen, beschäftigte sich mit der Frage: Hat Mode eine Seele?
Moderatorin Prof. Friederike von Wedel-Parlow sprach zu diesem Thema mit, vier unterschiedlichen Frauen aus der Modebranche, die alle eins vereint: diese Frauen machen sich gemeinsam für mehr Nachhaltigkeit in der Modebranche stark. Denn eine These wird vorab deutlich: Einer seelenlosen Massenware, die ihre Profite auf Ausbeutung und Umweltverschmutzung stützt, soll eine Mode entgegensetzt werden, die fair produziert ist und von Identität, Werten und Visionen getragen wird(…)
„Liebe Yasmine, ich bin ein großer Fan Deiner Arbeit und ich finde es bewunderswert, mit welchem Elan Du das Netzwerk einerseits zusammenhälst, anderseits aber auch ständig neu definierst und erweiterst. Ich freue mich sehr dabei gewesen sein zu dürfen. Es hat mir viel Spass gemacht und ich werde Dich unterstützen wo ich nur kann.” — Anita Tillmann
… Anita Tillmann holte mit der internationalen Modemesse Premium Einkäufer in die Hauptstadt, um dem Handel ein inspirierendes und an die aktuellen Marktgegebenheiten angepasstes Brandportfolio zu präsentieren. Ihr Konzept entstand primär aus den Anregungen und den Möglichkeiten, die ihr die Stadt Berlin zu bieten hatte, zudem aus einem ziemlich banalen, aber trotzdem sehr zutreffenden Drang: „Mode hat mich immer fasziniert, weil ich einfach geil aussehen wollte.“
Trotz ihres Erfolges warnt sie davor, zu viel von Berlin zu erwarten und immer aufs Ausland zu schielen. „Ich empfehle jungen Designern sich zunächst auf dem deutschsprachigen Markt zu etablieren. Wir leben hier wie die Made im Speck und sind eins der umsatzstärksten Länder im Mode-Sektor.“
Auch Tanja Mühlhans, Mitglied des Berliner Senats, schließt sich der Meinung von Anita Tillmann an und macht ausdrücklich klar, dass Berlin als sehr junge Modestadt noch Zeit braucht, sich zu entwickeln. Für Tanja Mülhans steht im Vordergrund, junge Designer mit Geldern zu fördern. In diesem Jahr werden Programme für ausländische Journalisten und Einkäufer geboten, um sie auf die Berliner Fashion Week zu holen. Auch wenn sich Mühlhans für den kommerziellen Erfolg von Designern einsetzt, ist sie mit Herz dabei. Sie hält persönlichen Kontakt zu den Jung-Talenten, besucht sie in ihren Showrooms und steht ihnen auch nach ihrer Arbeitszeit noch mit Rat und Tat zur Seite. „Ich entscheide vieles aus dem Bauch heraus“, verrät sie im Gespräch.
Auch Designerin Eva Gronbach steht dazu, dass sie mit ihrer Mode Umsatz machen möchte. „Ich will die ganz großen Budgets“, erklärt sie selbstbewusst und spielt darauf an, dass sie die Uniformen für die Lufthansa designen möchte. Umsatz um jeden Preis ist allerdings nicht das Selbstverständnis der Designerin. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, mit ihrer Mode zu heilen. Mit ihrem Marken-Logo dem Adler macht sie ein „Déclaration d’amour à l’Allemagne“, zur WM 2006 durften wir dank Evas offiziellem Fanshirt Flagge bekennen. Sie möchte ihrer Mode mit gesellschaftlichen Themen aufladen, die ihr am Herzen liegen und damit Massenprodukten die Stirn bieten. „Wenn ich in die einschlägigen Günstig-Ketten gehe, spüre ich eine aggressive Energie und genauso kann man Mode auch mit positiver Energie aufladen“, erklärt Eva Gronbach.
Andrea Kolbs Mode und Accessoires sind mit positiver Energie aufgeladen. In ihrem Online-Store Abury verkauft sie Kreationen aus Marokko, die nicht nur cool aussehen, sondern auch einen nachhaltigen Wert verkörpern. In Marokko unterstützt sie mit ihren Erlösen die Werkstätten, die hauptsächlich von Frauen geführt sind, und bietet jungen internationalen Designern die Chance, gemeinsam mit den marokkanischen Traditionsschneidern Kollektionen zu entwerfen. Der Unternehmerin ist allerdings bewusst: „Ich weiß, dass ich verkaufen muss. Denn wenn ich keinen Gewinn mache, kann ich auch nichts abgeben.“ Bis jetzt gibt ihr der Erfolg ihres Projektes recht. Und das möchte sie erweitern: „Ich träume davon, dass Projekt auf andere Regionen auszuweiten und damit vielleicht auch in Kriegsgebieten für Völkerverständigung sorgen“, verrät Kolbs ihre Visionen für die Zukunft.
Die vier Frauen konnten nicht nur überzeugen, dass Mode ein Seele hat. Vor allem eins konnten die (vornehmlich) weiblichen Zuhörer mitnehmen: Visionen zu verfolgen. Eva Gronbach motivierte mit den folgenden Worten: „Laber nicht, mach!“ und Andrea Kolb beschrieb es so: „Wie brauchen Bilder, in die wir dann hineinlaufen können.“
Text: Christine Korte / Fotografie: Ute Klein