Im Anschluss an das letzte Symposium aus der eigenen Themenreiche gab es beim dritten Salon Mondaine in 2014 ein weiteres großes Thema, welches wir in unserer Vortrags-Symposiums-Reihe mit 3 Sprecherinnen, einer wundervollen Moderatorin und rund 100 Frauen als Gäste genauer beleuchtet und besprochen haben: Geld und Selbstwert.
Was für ein intensiver Abend! Sicher polarisierend, anregend, irritierend. Das darf er auch, sonst lernen wir ja nichts! Vieles war neu, bestärkend, inspirierend. Wer vor Ort war, hat gespürt, wie heiß es auf einmal wurde. Ein wirklich emotionales Thema, kann man nicht anders sagen! Dieser Salon schwebte mir schon sehr lange im Kopf vor. Ich finde, es ist eigentlich das allergrößte Thema, worüber es zu sprechen gilt. Gerade als Selbstständige, die immer wieder aus eigener Kraft heraus, ihren Unterhalt bestreiten muss. Für Geld wird geliebt und getötet. Geld kann extrem anstrengen und sehr erleichtern. Ich finde dieses Bild sehr spannend, was mir einmal von Mari Nil zugetragen wurde: Stellen wir uns vor, Geld ist ein Freund. Wie behandeln wir diesen Freund? Mit Ablehnung, mit Hass, mit Freunde und übersteigerter Liebe, mit Bessessenheit? Was tun wir, dass er immer wieder kommt? Und was haben unsere Eltern über Geld gedacht, was wir heute auch als überzeugten Glaubenssatz mit uns rumschleppen? Zwischen Verschwendung und Geizerei? Sparen sparen sparen? Und wo ist das Leben?
Ist es nicht an der Zeit, eine Balance in das Thema, in diese enge Beziehung zu bringen? Und dieses innere Selbstwertgefühl zum Wachsen zu bringen, um dann auch im Aussen das Geld zu verdienen und zu bekommen, was wir uns selbst wert sind?
Um die Dimension des Ganzen zu verstehen, müssen wir einen Blick aufs Globale werfen, auf das Innere Verhältnis, den energetischen Fluss und das Netzwerk des Geldes, durch das wir ALLE miteinander verbunden sind. Diese drei Frauen, die auch „Inspirator of the week“ sind, begleiten mich seit Langem und es war für mich klar, dass sie diese Positionen des Symposiums mit seiner Geschichte bestens besetzen können (…)
„Der Salon Mondaine zu Geld war großartig in seiner Verbindung vom großen polit-ökonomischen System über individuelle Strategien der Verhandlungen in diesem und der spirituellen Information, mit der Geld als zirkulierendes Medium Verbindungen schaffen kann. Der rote Faden lag für mich genau in diesem Verständnis: Geld ist eine menschliche Erfindung und soziales Verhältnis. Wir können es so handhaben, dass es verbindet statt spaltet, genug für alle ist auf jeden Fall da.“— Maja Göpel
In meinem Fall bedeutet es: Zuwendung, Fürsorge – oder besser den Ersatz dafür. Der Vater war abwesend, wann ich ihn das nächste Mal sehen würde, nie klar. Aber womit er mich zuverlässig und großzügig versorgte war: Geld. Heute habe ich ein ambivalentes Verhältnis dazu – irgendwie erwarte ich immer noch, dass es ohne mein Zutun zu mir kommen soll, andererseits mag ich es nicht besonders, so als haftete für alle Zeit die Enttäuschung daran.
Als Business Coach Nina B. Fischer in ihrem Vortrag „Selbstwert und Verhandeln“ die zuhörenden Frauen bat, kurz darüber nachzudenken, was Geld für sie bedeutet und was es für ihre Eltern bedeutet hat, gab es viele Aha-Momente. Weil Geld zwar in unserem Leben eine wichtige Rolle spielt, wir aber – falls wir nicht gerade Investment-Bankerin sind – eigentlich nie so richtig darüber nachdenken.
Das Phänomen, das Ding (da fängt es schon an, ist Geld eine Sache? Oder eher eine Idee?) ist einerseits sehr konkret – jede von uns benutzt es täglich – andererseits sehr abstrakt und spätestens, wenn es um die internationalen Finanzmärkte, Währungspolitik, Optionsscheine und Derivate geht, versteht kaum noch eine etwas.
Die drei Sprecherinnen widmeten sich dem Thema auf ganz unterschiedliche Weise. Politökonomin Maja Göpel sprach über grundlegende allgemeine Fragen, die Erfindung des Geldes und seine Transformationen, insbesondere die vor nicht langer Zeit erfolgte, in der das Geld vom Tauschwert zur Ware wurde. Eine folgenschwere Veränderung, über die nachzudenken einen ganz schwindlig machen kann. Was bedeutet es, wenn die Vermehrung von Geld wichtiger ist als die Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen? Ist es nicht jetzt schon so, dass sich Arbeit, deren Gegenwert Geld einst darstellte, sich eigentlich nicht mehr rechnet? Oder warum steigt sonst eine Firma sofort im Wert, wenn sie Mitarbeiter entlässt? Konsequent weiter gedacht, kommt Geld wahrscheinlich demnächst ohne Menschen aus. Und die Menschen ohne Geld? Schon jetzt ist ein großer Teil der Menschheit zumindest gezwungen, mit sehr wenig auszukommen- kontrollieren doch 0,1 Prozent der Weltbevölkerung 81 Prozent allen Geldes. Und selbst in reichen westlichen Großstädten wie Berlin werden Mikro-Währungen und Sharing-Economy-Modelle erprobt.
Alles interessante Überlegungen, aber meistens stehen doch ganz andere im Vordergrund, schließlich wollen die Kinder auch morgen etwas zu essen haben und die Miete ist auch jeden Monat fällig. Und auch wenn wir unsere Arbeit sinnvoll und erfüllend finden, müssen wir (die meisten von uns jedenfalls) sie verkaufen. Den eigenen Wert festzulegen und entsprechend einzufordern, fällt insbesondere Frauen schwer. Umso wichtiger, führte Business Coach Nina B. Fischer aus, ist es, sich zunächst klar zu machen, was Geld einem bedeutet und welche Glaubenssätze man diesbezüglich von seinen Eltern mitbekommen hat. Auch sollte man seine Bedürfnisse definieren und die Summe, die man braucht, um sie zu befriedigen. Und solche Bedürfnisse, die sich mit Geld erfüllen lassen von denen trennen, die höherer Ordnung sind. Denn: „Mit Geld kann man die Symbole von Glück kaufen, nicht aber die Ursachen,“ Wenn es ans Verhandeln geht, sollte man sich nicht auf Intuition verlassen, sondern eine Strategie haben – und sich an den Männern ein Beispiel nehmen. „Frauen führen Verhandlungen auf der Beziehungsebene“, sagt Fischer, „Männer hingegen betrachten sie als Spiel, das es zu gewinnen gilt.“
Deutlich weniger pragmatisch, aber nicht weniger interessant der Zugang der spirituellen Lehrerin Mari Nil. In ihrem Vortrag ging es um „Inneren Reichtum und Energie des Geldes“. Strategien des Geldverdienens und Verhandelns sind für sie irrelevant, da es sich bei allem, was im äußeren Leben passiert um Manifestationen von Bedürfnissen von Seele und Karma handelt. Erfolg oder Misserfolg auch in finanzieller Hinsicht geschehen genau so, wie es für die seelische Entwicklung in diesem Moment des Lebens notwendig ist. Über Geld, so erklärte sie, sind wir alle verbunden, es fließt von einem zum anderen, mit jeder Berührung ändert es sich, wird energetisch neu aufgeladen. „Erschaffen wir ein Geld, das uns glücklich macht, erschaffen wir ein neues Lichtgeld“, so ihre Botschaft.
Der Abend, eingerahmt von zwei Liedern von der jungen Sängerin Lary , bewies, dass es sehr gewinnbringend sein kann, gelegentlich alte Regeln außer Kraft zu setzen, zum Beispiel die, die da lautet: „Über Geld spricht man nicht.“
Unterstützt von: GLS Bank / Text: Yasmine Orth, Bettina Homann / Fotografie: Rosa Merk